Aussensitzung vom 14.11.2018 Schule und Inklusion

17.05 – 18.28 Aussentermin am Standort des Campus Wilhelmstadtschule

Für mich ein zweiter Besuch in dieser Einrichtung mit dem Ursprungsnamen Tüdesb = Türkisch-Deutscher Sozialdienst Berlin. Auf meine Nachfrage wird durch ein anwesendes Vorstandsmitglied von Tüdesb darauf hingewiesen, dass der Verein, besser gesagt, die Aufgaben und Bereiche, zu schnell gewachsen sei und es an der Zeit war, eine gGmbH zu gründen. Diese ist seit 2015 als Tochtergesellschaft namens IBEB – Initiative für Bildung und Erziehung Berlin gGmbH entstanden und steht damit als Schulträger in der Pflicht. Tüdesb ist der Verein, der die Entwicklung im Hintergrund zusammenhält.

Zur Erklärung und Information:

Tüdesb Bildungsinstitut Berlin-Brandenburg e. V. wurde in den 90er Jahren von türkischen Familien aus Kreuzberg gegründet, die  ihre Kinder nicht nur vom Staat bilden lassen wollten. So entstand die Elterninitiative mit dem Namen Türkisch-Deutscher Sozialdienst Berlin, die Anfangs nur Nachhilfestunden organisierte. Über Sponsoren und wachsendes Interesse wuchs der Verein und betrieb im Laufe der Jahre schnell  eine Vielzahl = sogenannter Bildungseinrichtungen. Schon früh wurde Kritik laut, da der Motor für die Aktivitäten die Gülen-Bewegung in Deutschland ist. Unter dem Namen «Hizmet Arbeitsgemeinschaft» (Hizmet = türkisch: Dienst) formierte sich die Anhängerschaft Fethullah Gülens, die bundesweit und internatiional ein weitverzweigtes Netzwerk von Bildungs-, Dialog-, Medien- und Wirtschaftsunternehmen aufbaut und unterhält. (Quelle: Evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen)

Die «Stiftung Dialog und Bildung», auch Hizmet- oder Gülen-Bewegung umfasst laut Wikipedia vom 1.10.2018 in über 160 Ländern 50 Privatschulen, 120 Nachhilfevereine, 300 Studentenwohnheime (sog. «Lichthäuser» für muslimische Studenten).

In einer dieser  Schulen sitzen wir nun.

Das Gelände wurde dem Verein Tüdesb, der seit  2015 wegen des Wachstums eine Tochtergesellschaft namens IBEB – Initiative für Bildung und Erziehung gGmbH gegründet hat, zwei Jahre zuvor für eine geplante Investition von einer Million Euro für einen Euro pro Quadratmeter zum Kauf angeboten. Das Schulzentrum befindet sich in Gebäuden der kaiserzeitlichen Trainkaserne bzw. der nachfolgenden britischen Smuts Barracks auf dem Gelände Wilhelmstraße 28–30. (siehe Wikipedia)

Bei einer Führung sehen wir die Grundschule und das Gymnasium. Mit dem Gymnasium hatte alles begonnen (2005). Dann kam die Realschule dazu (ISS), es folgte die Kita «Kinderparadies», dann eine Fachoberschule und schliesslich die Grundschule, für die es noch keine staatliche Unterstützung gibt, da sie «erst fünf Jahre allein» laufen müsse. (Anm.: Normalerweise ist das bei Schulen in freier Trägerschaft, die schon in anderen Bezirken anerkannte Schulbereiche haben, nicht so…)

Insgesamt lernen derzeit 640 Schülerinnen und Schüler dort, darunter sind 30 % Kinder ohne Migrationshintergrund in der Grundschule, ab siebenter Klasse sogar 50 %.

Wie wir erfahren, «…können auch Kinder mit besonderen Bedürfnissen aufgenommen werden…» (Anm.: das ist im Schulgesetz so vorgesehen!), zum Beispiel haben Sie Kinder mit Hörschäden oder Asperger Syndrom oder ADHS oder ADS – aber jeweils nur ein Kind pro Klasse, wobei die Klassenstärke in der Grundschule 18 nicht übersteigt, im Gymnasium sollten nicht mehr als 20 Kinder zusammen lernen. Wir erfahren ausserdem, dass es kleine Lerngruppen und eine Sozialstation gibt, dass 2018 100 % der Lernenden ihren MSA geschafft haben und dass in der Schuleingangsphase (bis Klasse Drei)  immer «doppelt gesteckt» würde (Einsatz der doppelten Personalzahl), ab Klasse vier stets Sozialarbeiter den Lehrer verstärkten.

Insgesamt scheint es das Schlaraffenland zum Lernen zu sein – angesichts der durch die Politik vernachlässigten «Bildung für alle mit hohen Qualitätsstandards» ein Modell, das zahlende Elternherzen höher schlagen lässt. Ach ja, das Schulgeld kostet 4000 € pro Kind im Jahr an der Oberschule und 3600 € an der Grundschule – es ist nach Einkommen, Geschwisterkindern und Fähigkeiten gestaffelt, da es zum Beispiel über ein Stipendium auf 150 € monatlich gesenkt werden kann. Vom Staat kommen nach der erfolgten Anerkennung als Schule in Freier Trägerschaft 93 % aller Mittel zurück!